Warum Raddusch ein „essbares Dorf“ wird?
Hochbeete neben der Kita, eine Streuobstwiese am Sportplatz und Johannisbeersträucher auf dem Weg zur Bürger*innenwerkstatt – das sind erste Beispiele, wie in dem Spreewalddorf Raddusch der öffentliche Raum „essbar“ wird. Dabei steht zum einen das gemeinsame Gestalten des Dorfes durch das Anlegen von Beeten und Pflanzungen zum Wohle aller im Vordergrund. Zum anderen sind die verschiedenen Gemeinschaftsaktionen konkrete Anlässe, mehr über das naturnahe Gestalten von Außenanlagen, über ökologisches Gärtnern und eine gesunde Ernährungsweise zu lernen.
Das Konzept der „essbaren Gemeinde“ kommt ursprünglich aus der sogenannten Transition-Town-Bewegung. Begründer dieser Bewegung war der britische Dozent und Permakulturexperte Rob Hopkins. Er entwickelte im Jahr 2005 zunächst für die Stadt Kinsale ein Programm, um deren Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern und deren Resilienz zu vergrößern. In seiner Heimatstadt Totnes wurden seine Anregungen zur Stärkung der Regional- und Lokalwirtschaft ebenfalls aufgegriffen. Nach den Prinzipien der Permakultur wurden hier in den Folgejahren unter anderem im öffentlichen Raum Beete mit essbaren Pflanzen angelegt, die von jedermann geerntet werden dürfen. Im Jahr 2008 entstand daraus in der Stadt Todmorden das Konzept der „edible City“ (essbaren Stadt), in dem Ernährung zu einem zentralen Element der zukunftsfähigen Entwicklung einer Stadt wird.
Seitdem haben sich weltweit in mehr als 450 Städten und Gemeinden vergleichbare Transition-Town-Initiativen gegründet. Mehr als 140 Initiativen verfolgen zudem den Ansatz der „essbaren Gemeinde“. In Deutschland besonders bekannt sind in dieser Hinsicht die Städte Andernach und Kassel. So werden in Andernach städtische Grünflächen gezielt zur Förderung der Vielfalt von Kulturpflanzen und Agrobiodiversität und zur Schaffung neuer Lebensräume genutzt.
Mit dem Projekt „essbares Dorf Raddusch“ wollen wir die vielen Erfahrungen und Ideen zum Gestalten von zukunftsfähigen Gemeinden nach Raddusch bringen. Dabei wollen wir die neuen Ideen und Konzepte mit dem traditionellen Wissen der hier lebenden Menschen rings um die Themen Landwirtschaft und Ernährung zusammenbringen. Denn viele Radduscher wissen eben noch von ihren Großeltern, wie man z.B. sein Gemüse „ohne Chemie“ im Garten anbaut oder die Ernte wie die Spreewaldgurken auf natürliche Weise haltbar macht.
Mit unseren verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen laden wir Sie herzlich ein, Raddusch als „essbares Dorf“ kennenzulernen und mitzugestalten. Lernen Sie, worauf es beim Gurken einlegen ankommt und teilen Sie Ihr eigenes Wissen mit uns und allen anderen!